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IBK-Fachkonferenz zur Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen 

"Hinter den Zahlen und Diagnosen stehen immer Menschen"
 

Bild: Großes Interesse beim Austausch zur Gesundheitsver-
sorgung von Flüchtlingen.
Rund 40 Fachkräfte aus allen IBK-Mitgliedsländern und Kantonen trafen sich zum Austausch über Fragen der „Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen" in Teufen im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Zu der Fachkonferenz eingeladen hatte die IBK-Kommission Gesundheit und Soziales.

„Die Ängste vor den vielen Krankheiten, die Flüchtlinge zu uns mitbringen könnten, waren zum Glück größtenteils unberechtigt. Wie die einzelnen Länder und Kantone aber bei der Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen vorgehen, lohnt den grenzüberschreitenden Austausch", so Dr. Andreas Vögeli, Departementssekretär Departements des Innern des Kantons Schaffhausen und Vorsitzender der IBK-Kommission Gesundheit und Soziales an der Eröffnung der Tagung. Fünf hochkarätige Referentinnen und Referenten berichteten aus ihren Erfahrungen und legten die unterschiedlichen Herangehensweisen in ihren Ländern dar.

Zahlen nicht vergleichbar – Herausforderungen überall gleich

Die Präsentationen und Diskussionen machten deutlich, dass insbesondere die Länder Bayern und Baden-Württemberg im vergangenen Jahr Großes geleistet haben. Die Flüchtlingszahlen in der Schweiz und im österreichischen Bundesland Vorarlberg, das kein Erstaufnahmeland ist, sind vergleichsweise tief, die Herausforderungen eher überschaubar, aber vorhanden. Täglich müssen der Umgang mit ethnisch-kulturellen Unterschieden bei Untersuchungen oder Probleme bei der Verständigung gemeistert und Szenarien an aktuelle Situationen angepasst werden. Der Austausch über die Bezahlungsmodalitäten und die Zuständigkeiten für Erstuntersuchungen und die weitere Gesundheitsversorgung war für die Teilnehmenden ebenso interessant, wie Informationen zur Weitergabe der Daten aus Untersuchungen oder deren verschwinden. Wie wird dokumentiert, und welche Meldesysteme zu den Gesundheitslagen werden in den Unterkünften angewendet? Wie wird mit chronischen oder psychischen Erkrankungen von Flüchtlingen umgegangen?

Interessante Fachreferate

Dr. Isolde Piechotowski von der Stabsstelle für Infektionsschutz vom Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren referierte über die Gesundheitsversorgung und medizinische Versorgung bei Flüchtlingen in Baden-Württemberg. Dr. Florian Meier, stellv. Landesarzt des Bayerischen Roten Kreuzes, spannte den Bogen von der medizinischen Flüchtlingsversorgung in Bayern vom Erstscreening bis zur hausärztlichen Behandlung. Dr. Wolfgang Grabher, Landessanitätsdirektor des Landes Vorarlberg, stellte die gesundheitliche Versorgung in Österreich am Beispiel des Landes Vorarlberg vor. Cesar Andres, Chef Fachbereich Partner und Administration des Empfangs- und Verfahrenszentrums (EVZ) Kreuzlingen/Thurgau vom Staatssekretariat für Migration SEM, erläuterte die medizinischen Abläufe in den EVZ. Dr. Hans Gammeter, stellv. Kantonsarzt Gesundheitsdepartement des Kantons St. Gallen, sprach über die Anpassungen in der Gesundheitsversorgung, um die humanitäre Herausforderung zu meistern.

Mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede

Die anschließenden intensiven Diskussionen und Fragerunden waren für alle Beteiligten von großem Mehrwert, und es wurde viel voneinander gelernt. Es stellten sich dabei mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede heraus, wie Andreas Vögeli am Ende der Veranstaltung feststelle. „Die Herausforderung, auf die reagiert werden muss, ist bei allen gleich: Hinter den Zahlen und Diagnosen stehen immer Menschen, und denen muss geholfen werden", so Vögeli.
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