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Europakonzil zu Integration, Toleranz und Flüchtlingspolitik

Jugendliche und FunktionsträgerInnen aus dem Bodenseeraum im Dialog

Abschlussperformance der Jugendlichen am Europakonzil: " Wenn Sie das, was wir fordern nicht schaffen, dann suchen wir uns jemand, der das kann!"
Am gestrigen Europakonzil diskutierten rund einhundert Jugendliche, junge Flüchtlinge und Jugendbeauftragte aus der ganzen Bodenseeregion mit gut dreißig FunktionsträgerInnen zu wichtigen gesellschaftlichen Fragen. Die Jugendlichen haben zuvor in regionalen Workshops teilgenommen und am Mittwoch in Konstanz gemeinsame Positionen geformt. Bei der Verleihung des ersten Konstanzer Konzilspreises – Preis für europäische Begegnungen und Dialog am Abend, stellten sie dem Publikum ihre Ergebnisse künstlerisch vor. Nun haben Sie eine Einladung vom Präsidenten des Europäischen Parlamentes, Martin Schulz.
 
Seit Ende September fanden rund um den Bodensee sechs Vorbereitungs-Workshops zu den Themen Toleranz, Migration, Flüchtlingspolitik und Integration statt. Mit dabei waren Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund sowie junge Flüchtlinge. Dabei wurden Meinungen, Vorschläge und Wünsche erarbeitet zu Themen wie: Leben als junger Mensch in der Bodenseeregion, Recht auf ein gutes Leben, Heimat, Gelingende Integration, eigenes Engagement vor Ort, Ängste – Unsicherheiten – Vorurteile, Religionen, Fluchtursachen bekämpfen, europäische Flüchtlingspolitik, solidarisches Europa sowie europäische Werte.
Dabei sammelten sie Statements wie:
„Die meisten Vorurteile können durch den Kontakt mit Flüchtlingen schnell ausgeräumt werden. Bietet diese Möglichkeiten durch Veranstaltungen!"
„Wir müssen alle hier zusammenleben, das wird nicht einfach. Ich bin mir aber sicher, dass wir einen guten Weg finden werden."
„I am here to learn about what people talk about refugess"
„Flüchtlinge müssen Zugang zu Bildung haben!"
„Das sind für uns keine Flüchtlinge, das sind Freunde!"
„Wenn man Flüchtlinge kennen lernt und hilft, bekommt man soviel zurück!"
Ab Mittwoch trafen sich die rund einhundert Jugendlichen und Jugendbeauftragten dann in Konstanz, um ihre Ergebnisse zusammen zu tragen und weiter zu konkretisieren. Am Donnerstagmorgen begrüßte sie Europaminister Peter Friedrich vom IBK-Vorsitzland Baden-Württemberg.

Im Dialog mit der Bodenseeregion
Am Nachmittag stellten die Jugendlichen ihre Ergebnisse gut dreißig FunktionsträgerInnen und Multiplikatoren aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, darunter auch haupt- und ehrenamtliche Flüchtlingshelfer, aus der ganzen Bodenseeregion vor und diskutierten mit diesen. Minister Peter Friedrich sagte dazu: „Das Europakonzil gibt uns Entscheidungsträgern wichtige Anregungen zur Integration von Flüchtlingen, zu Toleranz und Menschenrechten. Mit ihren klaren Positionen und Impulsen, die die Jugendlichen in den regionalen Workshops erarbeitet haben, wirken sie an der aktuellen Politik und im heutigen Europa mit".
Der Konstanzer Oberbürgermeister Ulrich Burchardt sagte zum Start der Diskussion: „Das Europakonzil lässt Europa hier in Konstanz lebendig werden: Die Teilnehmer verwandeln Konstanz 600 Jahre nach dem Konstanzer Konzil erneut in einen Ort der Begegnung, des Dialogs und der Impulse."
In der Schlussrunde äußerte der Präsident des Grossen Rates des Kantons Thurgau Max Arnold: „Ich wünsche mir eine Gesellschaft, wie die Jugendlichen sie sich vorstellen." Und er appellierte: „Engagieren Sie sich in der Politik!"
Klaus-Dieter Schnell, Geschäftsführer der IBK, resümierte nach der Diskussion: „Das zeigt, dass der Dialog über Werte wie ein friedliches Zusammenleben und Nächstenliebe nicht untergehen darf. Die jungen Leute haben sich dafür Zeit genommen und sind schon allein deshalb ein Vorbild für uns alle."
 
Konzilteilnehmer nehmen die Botschaften mit nach Hause
Am Abend fand die Verleihung des ersten Konstanzer Konzilspreises – Preis für europäische Begegnungen und Dialog statt. Im Rahmen der Preisverleihung an den Schweizer Theatermacher Milo Rau gaben die Jugendlichen dem versammelten Publikum ihre Positionen in Form pfiffiger Performances mit auf dem Weg. Diese gipfelten in dem gemeinsamen Ausruf an die verantwortlichen Politiker der Länder und in Europa: „Wenn Sie das, was wir fordern, nicht schaffen, dann suchen wir uns jemand, der dies kann!"
 
Einladung in das Europaparlament nach Strasbourg
Die Jugendlichen haben mit ihrem Engagement auch Aufmerksamkeit auf europäischer Ebene erhalten. Für Anfang Februar 2016 liegt ein Terminvorschlag vom Büro des Präsidenten des Europäischen Parlamentes, Martin Schulz, vor. Eine Delegation der Jugendlichen wird dann nach Strasbourg reisen, um die Ergebnisse des Europakonzils dort vorzustellen.
 
Das Europakonzil ist ein gemeinsames Projekt der Konzilstadt Konstanz und der Internationalen Bodensee Konferenz (IBK). Finanziell gefördert wird das Projekt aus dem europäischen Förderprogramm Erasmus+/Jugend in Aktion.
 
Weitere Informationen auch unter: www.facebook.com/Europakonzil
 
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