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Jugendarbeit im gesellschaftlichen Wandel

Digitale Fachtagung am 21. Juni 2021

Jugendarbeit im gesellschaftlichen Wandel

Digitale Fachtagung zur Jugendarbeit 

Am 21. Juni 2021 wurden bei einer digitalen Fachtagung Lösungsansätze für die aktuellen Herausforderungen in der Jugendarbeit diskutiert. Unter dem Titel «Jugendarbeit versus Populismus? Positionierung der Jugendarbeit im gesellschaftlichen Wandel» erhielten die Teilnehmenden zahlreiche Inputs und die Möglichkeit für einen moderierten Erfahrungsaustausch.

In der Bodenseeregion treffen unterschiedliche Kulturen und Bildungssysteme aufeinander. Die Projektgruppe Jugendengagement der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Akteure im Bereich der Jugendarbeit miteinander zu vernetzen und den grenzüberschreitenden Austausch und Kompetenzaufbau zu fördern. So fand am 21. Juni 2021 die zweite Fachtagung für Jugendarbeitende der Bodenseeregion statt. Beim Anlass wurden die Teilnehmenden von Horst Schädler, Regierungssekretär des Fürstentums Liechtenstein, begrüßt. Als Vorsitzender der Projektgruppe Jugendengagement betonte er: «Es ist unerlässlich, dass wir die Jugendlichen für populistische Rhetorik sensibilisieren, damit sie diese auch als solche wahrnehmen und einordnen können. Außerdem müssen wir, als für politische Institutionen Tätige, uns darüber einig werden, wie wir junge Menschen konkret auf ihr politisches Mitspracherecht vorbereiten wollen». Um diese Diskussion einen Schritt weiterzubringen, freute sich Horst Schädler über die zahlreiche und engagierte Beteiligung an der Fachtagung, die von der Journalistin Indrani Das Schmid moderiert wurde.


Hochkarätige Referenten


Gesamt anwesend in digitaler Form waren rund 50 Teilnehmende aus der Jugendarbeit und verschiedenen verwandten Fachbereichen. Den höchst informativen Einstieg in die Fachtagung bot ein Impulsreferat mit anschließender Fragerunde des renommierten Soziologen und Mitglieds der Akademie der Wissenschaften und Literatur Mainz Stefan Hradil. Dieser beleuchtete den gesellschaftlichen Wandel in den deutschsprachigen Ländern Europas und legte den Fokus seiner soziologischen und politischen Analysen dabei auf politische Bewegungen und die Auswirkungen auf die politische Kultur. Als Fazit seines Referats brachte der Experte schließlich die zwiespältigen Aspekte des gesellschaftlichen Wandels folgendermaßen auf den Punkt: «Globalisierung, Digitalisierung, Wertewandel und Zuwanderung brachten uns viele Vorteile, schufen aber auch neue Gräben und Konflikte in europäischen Gesellschaften. Freilich wachsen auch Offenheit und Solidarität in großen sozialen Milieus.»

Aufrüttelnde Keynotes


Am Nachmittag fanden vier Keynotes statt, die das Wesen der Jugendarbeit und die sie betreffenden aktuellen Herausforderungen beleuchteten. Florian Schmid, Präsident der Gesellschaft zur Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und Mitglied der Projektgruppe Jugendengagement der IBK für den Kanton Zürich, sprach darüber, wie Jugendarbeit auf politischer Ebene Impulse setzen kann und wie sich Jugendarbeit sicht- und hörbar machen lässt. Stefan Schlegel, Gründungsmitglied der Operation Libero Schweiz, ging auf die Arbeitsweise von politischen Bewegungen ein, die sich erfolgreich mit Populisten auseinandersetzen. Einen anderen Aspekt des Themas erläuterte Mathieu Coquelin, Leiter der Fachstelle für Extremismusdistanzierung am Demokratiezentrum Baden-Württemberg: er gewährte Einblicke in populistische Kommunikationsstrategien und den Umgang mit ihnen. Die abschließende Keynote hielt Sandra Schoch, Vizebürgermeisterin der Stadt Bregenz sowie Landtagsvizepräsidentin und Landtagabgeordnete im Vorarlberger Landtag, die die Rolle der Jugendarbeit im gesellschaftlichen Wandel und die Frage, ob Jugendarbeit Partei ergreifen darf, erörterte.


Strukturierte Workshops


Nach den Keynotes wurden die Teilnehmenden der Tagung dazu animiert, sich an einem Workshop zu beteiligen, welche von den Keynote-Rednern angeleitet wurden. In den Workshops konnten Fragen gestellt und/oder vertiefte Diskussionen geführt werden. Im Anschluss fasste je ein Mitglied der Projektgruppe Jugendengagement IBK im Plenum die umfangreichen Erfahrungs- und Meinungsaustausche des Workshops jeweils zusammen. Dadurch ergab sich ein spannendes, von interessierten Teilnehmenden getragenes Tagungsformat der die Anwesenden bestimmt für ihre tägliche Arbeit oder für ihre Studien inspirieren wird. Entsprechend positiv fiel auch das Fazit der Teilnehmenden aus, die sich darüber einig waren, dass ein strukturierter Erfahrungsaustausch ein guter Weg ist, um in kürzester Zeit zu neuen Einsichten und Zukunftsvisionen zu gelangen.


Projektgruppe Jugendengagement der IBK


In der Projektgruppe Jugendengagement der IBK arbeiten in der Jugendarbeit Tätige der IBK-Mitgliedskantone und -länder und der deutschen Landkreise zusammen. Ziel der Projektgruppe ist es, die Akteure in diesem Bereich zu vernetzen, den grenzüberschreitenden Austausch und Kompetenzaufbau zu fördern, zu grenzüberschreitenden Projekten zu motivieren sowie die Perspektiven von jungen Erwachsenen in die politischen Prozesse der Bodenseeregion einzuspeisen.

 
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